Starke Frauen für den Wandel

Mit unermüdlichem Fleiß und Geschäftssinn hat sich Dador eine Existenz aufgebaut. Ihr Wissen gibt die erfolgreiche Kleinunternehmerin an andere Frauen weiter: in einer Selbsthilfegruppe von alleinerziehenden Müttern. Die SOS-Kinderdörfer in Gambia leisten dabei Starthilfe.

Dador sitzt vor ihrem Haus in Makka Farafenni und kocht zusammen mit ihren Kindern über offenem Feuer. Das Gemüse, das in der Pfanne brät, baut sie auf ihrem Feld selbst an. Sie deckt damit nicht nur den Eigenbedarf, der Gemüseanbau ist auch ihre Existenzgrundlage: Sie pflanzt Okra, Tomaten und andere Feldfrüchte an und verkauft ihre Ernte auf dem lokalen Markt sowie auf dem Hauptmarkt von Farafenni, der Nachbargemeinde. "Ich arbeite hart", sagt Dador.

"Ich bin stolz auf mich"

Ihre Gewinne hat Dador regelmäßig wieder in ihr Geschäft gesteckt und so ihr Einkommen Schritt für Schritt verbessert. So konnte sie sich eine kleine Ziegenherde zulegen. Ab und an verkauft sie eines der Tiere auf dem Markt. "Mit dem Geld kann ich mir Reis, Öl und vieles mehr kaufen." Auch ihr Haus hat Dador sich erarbeitet. "Ich nutzte einen Teil des gesparten Geldes, um mit dem Bau zu beginnen. Von da an arbeitete und sparte ich weiter, bis ich ein eigenes Haus hatte - ich bin stolz auf mich."

Auf dem Markt: Hier verkauft Dador ihr Gemüse. Foto: Jakob Fuhr

"Wir waren obdachlos"

Dador weiß, was es bedeutet, wenn man kein Zuhause hat. Denn nach dem Tod ihres Mannes, geriet die Familie in eine verzweifelte Lage. "Der Vater meiner Kinder starb, als sie noch sehr klein waren. Ich musste hart, sehr hart arbeiten, um meine Familie zu ernähren." Doch Dador war völlig überlastet, und die Abwärtsspirale drehte sich immer weiter. "Wir waren obdachlos, ich habe gelitten, meine Kinder haben gelitten." Erst die Unterstützung der SOS-Kinderdörfer brachte für sie die Wende.

Frauenpower für eine starke Gemeinschaft

Mit dem Projekt "Women Empowerment for Change" unterstützen die SOS-Kinderdörfer in Gambia Selbsthilfegruppen alleinerziehender Mütter. 200 Frauen haben sich in Farafenni und den beiden Nachbargemeinden Kunjo und Maka Farafenni zusammengeschlossen. Mitarbeitende der SOS-Kinderdörfer beraten und begleiten sie auf ihrem Weg in die Selbständigkeit. Zum einen klären sie die Mütter und ihre Kinder über ihre Rechte auf. Zum andern erhalten die Frauen Unterstützung beim Aufbau eines Kleingewerbes. Die Teilnehmerinnen des Projekts entwickeln einen Geschäftsplan und erhalten finanzielle Starthilfe für die Existenzgründung.

"Wenn wir die Gemeinschaft einbeziehen und mit ihr zusammenarbeiten, dann übernehmen die Menschen Verantwortung und nehmen das Ruder in die Hand", sagt Boubacar Tarawali, Sozialarbeiter der SOS-Kinderdörfer in Gambia. Foto: Theresa Hirsch

Wenn das Geschäft läuft, beginnen sie Geld bei ihrer Selbsthilfegruppe einzuzahlen: 20 Prozent der erhaltenen Unterstützung geben sie innerhalb von zwölf Monaten an die Gemeinschaft weiter. Diese Gelder werden von der Gruppe gemeinschaftlich verwaltet und an weitere Frauen ausgegeben, die so ebenfalls zur Selbsthilfe befähigt werden. Mütter, die das Programm durchlaufen haben, können mit ihrem verbesserten Einkommen ihre Kinder versorgen und sie zur Schule schicken. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen geben die erfolgreichen Kleinunternehmerinnen an andere weiter, die durch die Selbsthilfegruppe Unterstützung erhalten. Zudem engagieren sich in ihrer Gemeinde für Kinder- und Frauenrechte.

Bei dem Projekt arbeiten die SOS-Kinderdörfer mit den örtlichen Gemeindevorstehern, die in Gambia Alkalo genannt werden, und den Dorfentwicklungskomitees zusammen. "Sie sind Vermittler für alles, was man in der Gemeinde tut", sagt Boubacar Tarawali, Sozialarbeiter der SOS-Kinderdörfer in Gambia. Ziel ist es, die vorhandenen Strukturen und Initiativen nachhaltig zu stärken. "Wenn wir die Gemeinschaft einbeziehen und mit ihr zusammenarbeiten, dann übernehmen die Menschen Verantwortung und nehmen das Ruder in die Hand. Als wir das Projekt hier gestartet haben, gab es bereits viele starke Frauen. Sie brauchten nur ein wenig Unterstützung, damit sie es selbst schaffen konnten."

Makka Farafenni, Gambia: Hier leben Dador und ihre Familie. Foto: Jakob Fuhr

Dador ist eine der alleinerziehenden Mütter, die am Projekt "Women Empowerment for Change" teilnehmen. "Sie ist eine sehr starke Frau", sagt Boubacar Tarawali, Sozialarbeiter der SOS-Kinderdörfer in Gambia. "Was mich wirklich bewegt hat? Sie ist engagiert und setzt sich mit vollen Einsatz für das ein, was sie tut. Alles was sie sich vorgenommen hat, das hat sie erreicht."

Mit 13 Jahren wurde Dador verheiratet

Zwei von Dadors jüngeren Kinder sind noch im schulpflichtigen Alter. Ihr ist es wichtig, dass sie ihre Ausbildung abschließen. Sie selbst hatte diese Chance nicht: Dador wurde verheiratet, als sie gerade einmal 13 Jahre alt war.

"Wenn du in jungen Jahren verheiratet wirst und Kinder bekommst, dann bist du nicht in der Lage, für dich selbst zu sorgen und dich normal zu entwickeln. Und den Kindern, die du zur Welt bringst, kann es aufgrund mangelnder Fürsorge genauso ergehen."

Als erfolgreiche Kleinunternehmerin hat sich Dador ein eigenes Haus für ihrer Familie erarbeitet: Die alleinerziehende Mutter und zwei ihrer Töchter sitzen vor ihrem Zuhause und bereiten das Essen zu. Foto: Jakob Fuhr

Mehrere Männer haben sich bereits an Dador gewandt, um ihre Töchter im Teenageralter zu heiraten. Doch sie lehnt dies kategorisch ab. "Wenn du dein Kind mit 15 Jahren weggibst, dann zerstört das sein Leben. Du wirst ihr viele Dinge vorenthalten, z. B. ihre Bildung. Sie muss erst erwachsen werden."

Engagement gegen Kinderehe

Als Mitglied der Frauengruppe engagiert sich Dador in ihrer Gemeinde. Sie berät und begleitet andere Frauen beim Aufbau eines Kleinunternehmens. Die Unterstützung, die sie erhalten hat, will sie weitergeben - damit immer mehr Menschen in ihrer Nachbarschaft sich aus der Armut befreien und Mütter ihren Kindern eine Perspektive bieten können. Dador setzt sich dabei auch für Kinderrechte und gegen Kinderheirat ein. "Was ich erlebt habe, sollen andere nicht durchmachen müssen."

Was sich die erfolgreiche Kleinunternehmerin als nächstes vorgenommen hat? "Mein Haus hat noch keinen Stromanschluss", sagt Dador. Aber das Wichtigste ist für sie: "Heute fehlt es meinen Kindern nicht an grundlegenden Dingen wie Essen, Schuhe und Kleidung. Ich wünsche mir nur das Beste für meine Kinder. Ich bin glücklich."

 

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